Landbäckerei Jöns schließt nach 111 Jahren ihre Türen
Der Tetenhusener Traditionsbetrieb war weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannt
[Ein Bericht aus der Landeszeitung des sh:z mit freundlicher Erlaubnis der Veröffentlichung durch die Autorin Ute Reimers-Raetsch]
Nach 111 Jahren schließt die Landbäckerei Jöns heute endgültig die Ladentür. In der Backstube werden keine Spezialitäten mehr hergestellt, und im Laden duftet es nicht mehr nach frischem Brot. „Nach der Schließung übernimmt ab Montag die Bäckerei Rehbehn aus Ascheffel die Versorgung mit Brot, Brötchen und Backwaren, die im Markttreff verkauft werden“, berichtet Jürgen Jöns. Darüber hinaus plant die Gemeinde einen Anbau an den Kaufmann mit Backshop und Sitzgelegenheiten in einem neuen Eingangsbereich. Bäckermeister Jürgen Jöns (73) hatte den Betrieb gemeinsam mit Ehefrau Annelie am 1. Januar 1985 vom Vater übernommen. Seit acht Jahren, zum regulären Rentenbeginn mit 65, werden Brot, Brötchen und Backwaren von der Bäckerei Wollborn in Tetenhusen verkauft. Dennoch stand Jürgen Jöns fast täglich in der Backstube, um seine Kunden mit Tortenspezialitäten für viele Anlässe und Kuchen nach eigenen Rezepten zu verwöhnen.
Nun endet die Geschichte der Bäckerei Jöns. Deren Gründer Jürgen Jöns, der Großvater des heutigen Inhabers, hatte in der alten Weberei in Tetenhusen sein Elternhaus. 1911 fasste er den Entschluss, sich zusammen mit seiner Schwester Margarethe selbständig zu machen. Für 8000 Reichsmark wurde die Bäckerei im Ort erworben.
Mitten im Ersten Weltkrieg heiratete Jürgen Jöns Christine Engeland aus Tetenhusen. Während ihr Mann den Backofen bediente und das Brot im Laden verkaufte, fuhr sie mit Pferd und Wagen in die umliegenden Dörfer, um dort die Backwaren anzubieten.
1925 wurde der erste Geselle eingestellt. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, drei Söhne erlernten ebenfalls das Bäckerhandwerk.
Der älteste Sohn, Heinrich Jöns, pachtete 1947 gemeinsam mit seiner Frau Hildegard die Bäckerei. 1951 wurde der erste Dreirad-Lieferwagen angeschafft, 1965 wurden die Backöfen erneuert und 1972 wurden das Wohnhaus und der Laden neu überbaut. Heinrich und Hildegard Jöns haben drei Kinder. Der älteste Sohn Jürgen (der heutige Inhaber) wurde 1948 geboren, auch er erlernte das Bäckerhandwerk und bestand 1972 seine Meisterprüfung.
Angebot wurde stetig erweitert
Nach seiner Heirat mit Annelie Wilmsen aus Scheppern übernahm er 1985 die Bäckerei. Im gleichen Jahr wurde der Betrieb erweitert. Drei Generationen der Bäckerfamilie Jöns haben die Tetenhusener und Kunden weit über die Grenzen des Dorfes hinaus mit Brot, Kuchen und weiteren Backwaren versorgt. Das Angebot wurde im Laufe der Jahre ständig erweitert.
In all den Jahren wurden Lehrlinge ausgebildet – Bäcker für die Backstube und Fachverkäuferinnen für den Laden – eine davon ist Helga Hansen. „Sie hat bei meinem Vater ihre Ausbildung begonnen und im Sommer 1985 bei mir beendet“, berichtet Jürgen Jöns. Die langjährige Mitarbeiterin ist auch am letzten Tag dabei. „Wegen Corona dürfen wir ja leider keinen Abschied feiern und uns bei allen Kunden persönlich für die langjährige Treue bedanken“, bedauert Annelie Jöns.
Das Bäckerhaus wird wieder zum Wohnhaus umgebaut. Die Familie hat früher auch hier gewohnt, bis der Platz mit drei Kindern nicht mehr reichte. Zu zweit wollen Annelie und Jürgen Jöns zurück ins alte Haus und dort ihren Ruhestand verbringen.